gemeinsamer Antrag mit B90/Grüne
Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher Giordano,
wir stellen folgenden Antrag:
Beschlussvorschlag:
Der Magistrat wird gebeten zu prüfen, ob und wie mit anderen Organisationen wie IHK oder HWK unter Leitung der städt. Wirtschaftsförderung eine Gründerinitiative Obertshausen aufgebaut werden kann.
Ziel ist ein flexibel nutzbares Angebot für Freiberufler, junge Unternehmen und Gründer – z. B. durch unkompliziert nutzbare Arbeits- und Projekträume sowie temporäre Pop-Up-Flächen in leerstehenden Gewerbeimmobilien.
Die Beratung von Gründern soll hauptsächlich über Kooperationspartner organisiert werden.
Diese soll ein Experimentierfeld für Geschäftsideen und deren Verprobung zur Verfügung stellen oder bezuschussen. Temporäre Pop-Up Shops in leerstehenden Laden- und Gewerbeflächen (auch zur Zwischennutzung) wären mögliche Starthilfen für Gründer.
Bei Erfolg kann ein neuer Gewerbebetrieb in Obertshausen den Regelbetrieb aufnehmen.
Eine Grobskizze sowie Kostenschätzungen sollen dem Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsausschuss im spätestens im 1. Quartal vorgestellt werden.
Begründung:
Die Stadt Obertshausen benötigt zur Erhaltung und Ausbau von attraktiven Arbeitsplätzen und der Gewerbesteuereinnahmen neue Gewerbeanmeldungen.
Da feste Langzeitmieten gerade für Erstgründer eine hohe Einstiegshürde darstellen, kann eine kompakte Gründerinitiative Obertshausen gezielt entlasten, ohne große Infrastruktur aufzubauen; gleichzeitig fördert sie Austausch, Sichtbarkeit und frühe Geschäftserprobung.
Starthilfen für Gründer im Sinne von zeitlich begrenzten Angeboten und Moderation von Erfahrungsaustausch sehen wir als Mutmachoption.
Studien zeigen, dass niedrigschwellige, räumlich geteilte Arbeitsorte frühe Gründungen stabilisieren und Leerstände wirksam aktivieren. Kommunen profitieren, weil erfolgreiche Kleinunternehmen mit höherer Wahrscheinlichkeit vor Ort bleiben und später reguläre Gewerberäume anmieten.
Ein Existenzgründerzentrum in Obertshausen lässt sich auch schlüssig mit aktuellen Gründungs- und Arbeitsmarkttrends begründen. Der KfW-Gründungsmonitor 2024 weist einen anhaltend hohen Anteil von Gründungen im Nebenerwerb sowie eine deutliche Zunahme weiblicher Gründender aus, was laut KfW insbesondere den Bedarf an niedrigschwelligen Beratungs- und Unterstützungsangeboten erhöht.
Zugleich zeigen Studien der OECD zu migrantischem Unternehmertum, dass gezielte Beratungsleistungen – insbesondere zu Finanzierung, Rechtsform und Digitalisierung – die Überlebens- und Wachstumschancen migrantischer Unternehmen signifikant steigern (OECD, Migrant Entrepreneurship Review, 2021).
Hinzu kommt eine zunehmend angespannte Lage für höherqualifizierte Beschäftigte: Das IAB dokumentiert seit 2023 einen Anstieg qualifikationsintensiver Freisetzungen im Zuge betrieblicher Transformationsprozesse und erste, wenn auch noch begrenzte, KI-bedingte Substitutionsrisiken hinweist.
Mit freundlichen Grüßen
Elke Kunde, Fraktionsvorsitzende Corina Retzbach, Fraktionsvorsitzende